Ria van Els-Dubelaar: Dutch Quilts - Quilts in Beeld

 

Ausgangspunkt für ihr Buch „Dutch Quilts - Quilts in Beeld“ war zunächst die Faszination der Autorin, einer in den Niederlanden führenden Seide-Spezialistin, die sie für antike Seidenbekleidung empfindet. Sie recherchierte in holländischen Museen und entdeckte, dass zur Dekoration der antiken Seidenkleidungsstücke traditionelle holländische Quilting-Techniken verwendet worden waren. Der schöne Fall der Textilien, ihre reiche monochrome Farbgebung, die Vielfalt der Muster und ihrer Anordnung in Abstimmung mit dem Gesamtbild von etwa Röcken, (Baby-)Jacken oder Hauben sind nicht nur höchst erstaunlich, sondern sie verraten und belegen auch die Meisterschaft und das Können der Handarbeiterinnen früherer Zeiten.

 

Indem sie sich mit den antiken Stücken beschäftigt, stellt sich die Autorin, die keine klassische Quilterin ist, die Frage, was einen Quilt eigentlich ausmacht und erkennt: mehrere Schichten und Verbindung dieser Schichten. Diese Erkenntnis aber eröffnet neue Perspektiven, wenn man das Werk zeitgenössischer Textilkünstler und Designer betrachtet, die dies neu definieren und neue Grenzen setzen, sie bisweilen sogar überschreiten. Und so ist der Bogen gespannt zur Vorstellung gegenwärtiger Textilschaffenden aus den Niederlanden, die Materialien und Techniken frei anwenden und sich einzig durch die Kriterien, die eben einen Quilt ausmachen, Schichten und Verbinden, selbst limitieren.

 

Daher befasst sich das 160 Seiten umfassende, reich bebilderte Buch nur ganz kurz mit ausgesuchten antiken Stücken und geht dann, ebenfalls in Kürze, auf die Elemente eines Quilts ein: die einzelnen Schichten (Top, Wattierung, Rückseite) und ihre Verbindung, das eigentliche Quilting, bevor die Autorin einige eigene Projekte und Inspirationen vorstellt.

 

Ab Seite 50 beginnt ein Galerieteil, der Werke von rund 40 zeitgenössischen holländischen Textilschaffenden vorstellt – darunter klangvolle Namen wie etwa: Mirjam Pet-Jacobs, Els van Baarle, Saskia Weishut-Snapper, Jette Clover, Ted Storm-van Weelden, Cherilyn Martin, Hanne Capel-Mulder, Dirkje van der Horst-Beetsma – unmöglich, sie alle zu nennen. Darunter vertreten sind Künstlerinnen und Künstler, die durchaus nicht im klassischen Sinne quilten, aber höchst interessante Ansätze und Werke präsentieren. Hervorragende Farbfotos, teils als close-ups ganz nah am Objekt aufgenommen, zeigen auch textile Armbänder, Kleidung – oder sollte man es Skulpturen nennen ? – Stolen, Taschen, ein Tischtuch mit integriertem Delfter Porzellan – sind die Scherben aus Stoff oder doch echt …? – Kopfbedeckungen – für ein oder zwei Personen ? – und natürlich jede Menge Quilts. Quilts, die die Handschrift der Künstlerin verraten, Quilts, die aus transparenten Schichten bestehen, Quilts aus den unterschiedlichsten Materialien, ganz persönliche Quilts, Quilts in Mixed Media-Techniken, Quilts in bester holländischer Tradition gearbeitet. Ein ganz umfassendes Spektrum mit einer Fülle von Konzepten und Ideen – höchst inspirierend.

 

Den Abschluss des Buches bildet ein kleiner Anleitungsteil, der verschiedene Techniken und Materialien wie z.B. Tyvek, Stoffdruck mit dem Tjap, Herstellung von Chenille, Nadelfilzen oder experimentelles Quilting thematisiert.

 

Alles in allem bietet das sehr gut aufgemachte Buch einen umfassenden Überblick auf das zeitgenössische textilkünstlerische Schaffen in unserem Nachbarland, auf Quilts in der weitesten Definition, geschaffen in künstlerischer Freiheit. Die Reichhaltigkeit der künstlerischen Ansätze und Konzepte wirkt sehr prickelnd. Schon allein das Durchblättern ist ein Genuss, ohne die zweisprachig (auf Holländisch und Englisch) begeleitenden Texte näher gelesen zu haben. Eine Empfehlung, die ihren Preis wert ist.

 

Ria van Els-Dubelaar: Dutch Quilts - Quilts in Beeld, Zijdar Book, Heemskerk 2007/08, ISDN: 978-90-78376-01-9

 

 

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