Staatliches Textil- und Industriemuseum in Augsburg eröffnet

 

tim – so heißt das jüngste der Augsburger Museen. Im Januar 2010 wurde es feierlich durch den bayerischen Wissenschaftsminister, Herrn Dr. Wolfgang Heubisch eröffnet.

 

Vorausgegangen waren lange Jahre der Planung und Vorbereitung. Es galt, das vielfältige Erbe einer der traditionsreichsten Textilstädte Europas zu sichern. Bereits im Jahr 1996 hatte sich der „Förderverein“ etabliert, ein Zusammenschluss von ehemaligen Textilern und anderen Bürgern, denen der Erhalt des textilen Vermächtnisses am Herzen lag. 

 

Als Standort für das Museum wurden das Gelände und ein Teil der Gebäude der ehemaligen AKS (Augsburger Kammgarnspinnerei) gewählt. Die Backsteingebäude und Shedhallen dieser ehemaligen Textilfabrik (gegründet 1836) stehen ebenso wie das gesamte Areal seit 2002 unter Denkmalschutz.

 

Für die architektonische Planung des Museums zeichnet Architekt Klaus Kada verantwortlich. Nach seinen Entwürfen wurden die bestehenden Bauten saniert und umgebaut. Es ist ein authentischer Museumsort mit 2.500 qm Ausstellungsfläche und lichten, hallenartigen Raumlösungen entstanden, bei dem die ursprüngliche, aber oft auch veränderte und angepasste architektonische Substanz sichtbar gemacht wurde.

 

   Eingang am Eröffnungsabend                          Eingangshalle             Um die Bilder zu vergrößern, bitte darauf klicken.

 

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Das Ziel des innengestalterischen Entwurfs war vor allem, den besonderen Schatz des Museums angemessen zu präsentieren: das sensationelle Musterbucharchiv der ehemaligen NAK (Neue Augsburger Kattunfabrik). Seit dem Jahr 1783 (!) waren von dieser Kattunmanufaktur in über 550 Bänden sämtliche Stoffmuster (rund 1,3 Millionen!) katalogisiert worden. Dank vielfältigen Engagements verschiedener Seiten kann diese gesamte Sammlung (nationales Kulturgut) nun auszugsweise, sowohl in Vitrinen entlang der Hauptachse des Textilmuseums, wie auch als Projektion auf überlebensgroße Figurinen bewundert werden. Zusätzlich erscheinen an hinterleuchteten Wänden und Paneelen wechselweise und in verschiedenen Lichtstimmungen die herrlichen Stoffmuster aus zwei Jahrhunderten textilen Schaffens.

 

    Figurinen mit Projektion                                   Figurine mit Patchworkkleid

 

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Anhand eines markanten „roten Fadens“ gelangen die Besucher zu einem mit Glas abgeschirmten Bereich: zu den Webstühlen, teilweise in lautstarker Aktion. Wie mag es in so einer Fabrikhalle gewesen sein, wenn fünfzig, einhundert oder mehr dieser Maschinen in Betrieb waren! Die hier aufgebauten Modelle, das älteste stammt aus dem Jahr 1890, wurden von ehemaligen Mitarbeitern in Augsburgs Textilfabriken mit viel Geduld und noch größerem Können wieder in Gang gesetzt. Es ist ihrem Engagement zu verdanken, dass heute darauf z.B. für den Museumsladen Stoffe in diversen Qualitäten gewebt werden können. Sehr beeindruckend sind aber auch hochmoderne Webstühle: Bei einer Führung war zu hören, dass hierbei der Schussfaden auf einem Lichtstrahl geführt wird – das Tempo kann man sich nur noch (vielleicht) vorstellen.

 

Einen Einblick in rund 200 Jahre Modeentwicklung bietet die Präsentation von Teilen aus dem Bekleidungsfundus des Museums. Vom Biedermeierkleid, dessen Stoff im Musterbuch der NAK aufgeführt ist, über Kreationen ansässiger Künstlerinnen bis zu exklusiven Modellen von Modefirmen, die noch vor wenigen Jahren florierten: Bestens ins Licht gerückt können die Exponate gründlich studiert werden. Gesondert eingegangen wird auf die Kleidung der Kriegs- und Nachkriegsjahre, auf Hochzeitsmode und Kinderkleidung.

 

Jedoch vor allem auch die Geschichte der Menschen, die dies alles ersonnen, geplant und berechnet, realisiert und über Jahrhunderte hinweg in Gang gehalten haben, wird im neuen Textil- und Industriemuseum dokumentiert. In sieben „Kabinetten“ wird auf das Wirken von so bekannten Persönlichkeiten wie Fugger, Dierig, Riedinger, von Schüle, Neuhofer, Gignoux usw. eingegangen, aber auch auf die Geschichte der „kleinen Leute“, die teilweise schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Tausenden von Menschen in der Textilstadt Augsburg. Einen Ausblick auf die Entwicklung von High-tech-Fasern, modernen Verbundstoffen, Carbongeweben usw. bietet das Kabinett mit dem „Blick in die Zukunft“.

 

Diese 4  Ms,  Mensch, Maschine, Mode, Muster, die hier nur fragmentarisch angesprochen wurden, gehören zum Konzept des Museums. Der Leiter des Hauses, Dr. Karl Borromäus Murr, möchte ein lebendiges, offenes Haus schaffen. So können z.B. im großen Veranstaltungssaal mit 1.000 qm Fläche und modernster Technik  Fachtagungen, Kongresse, Versammlungen und  Ausstellungen der verschiedensten Art durchgeführt werden. Die Eröffnungsgäste z.B. kamen in den Genuss einer phantastischen  Modenschau der Meisterschule für Mode, es wurde eine Schau „Haftcouture“ mit sehr kreativen Beiträgen veranstaltet, aber auch  Vorträge in Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg, z.B. zum weitreichenden Thema „Baumwolle“, sollen ein interessiertes Publikum locken. Vom Theater Augsburg wurden am Eröffnungstag Teile der Produktion „Die Weber von Augsburg“ dargeboten: inmitten der Webstühle, vor der wandfüllenden Grafik einer ehemaligen Fabrikhalle – die Zuschauer fühlten sich in eine andere Zeit versetzt!

 

    Theaterstück                                                       Webstuhl                      Um die Bilder zu vergrößern, bitte darauf klicken.

 

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Ein geräumiger Museums-Shop lädt zum Stöbern ein, es werden im Haus produzierte Textilien angeboten sowie verschiedene Lektüre zum Thema Textil und Augsburg. Ein besonderes Schmankerl sind die farbenfrohen Bögen mit Drucken aus den Musterbüchern, auch Karten mit diesen Motiven sind erhältlich. Außerdem wird ein sehr informativer Museumsführer mit schönem textilem Einband verkauft.

 

 

tim

Staatliches Textil- und Industriemuseum

Provinostrasse 46

 86153 Augsburg

 

www.timbayern.de

 

 

1 Jahr tim: Bilanz

 

Mit Zufriedenheit blickt der Leiter, Herr Dr. Murr, auf das erste Jahr des tim (Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg)  zurück: von Modenschauen (z.B. Meisterschule für Mode, München) über interessante Vorträge (z.B. der Uni Augsburg zum Thema Baumwolle) bis zu  einem  Teil der großen Landesausstellung Bayern – Italien reichte neben vielen anderen Veranstaltungen das Spektrum.

 

Knapp 140.000 Besucher genossen dieses Angebot, die Museumsführungen und Vorführungen der restaurierten Webstühle. Das auf historischen Maschinen im Haus produzierte Gewebe wurde unter anderem zum „Schlossertuch“, dem Publikumsrenner im Museumsladen, verarbeitet.

 

 

Autorin/Fotos (mit freundlicher Erlaubnis des tim):
Ursula Brenner
- vielen herzlichen Dank dafür!

Fragen, Kommentare? – schicken Sie bitte eine E-Mail  
                                    

 

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