„ … und fuhren übers Meer“ - Quilts der Gruppe MeerArt

 Ausstellungskatalog

 

Nach dem überaus großen Erfolg, den die Gruppe MeerArt mit ihrer vorangegangen Ausstellung „Mensch und Meer“ hatte, ist man nun sehr gespannt auf „ … und fuhren übers Meer“. Die neue Ausstellung beruht auf dem bewährten Konzept, in Quilts maritime Themen zu interpretieren. Unter den beteiligten sieben Künstlerinnen aus Nordwestdeutschland und den sieben Künstlerinnen aus den Niederlanden sind ein paar neue Namen, dafür liest man einige vorherige nicht mehr. Dies tut aber der Qualität der Ausstellung überhaupt keinen Abbruch, denn der Gruppe ist es wieder gelungen, die durch ihre vorangegangene Vorstellung geweckten, durchaus hohen Erwartungen zu erfüllen.

 

Rund 40 der über 50, die Ausstellung umfassenden Arbeiten stellt der Katalog vor: Schöne klare und großformatige Farbfotos werden von kurzen Kommentaren der Quilterinnen begleitet, und zwar wieder zweisprachig (dt./niederl.), was dem Betrachter die vielen in den Quilts thematisierten Facetten der Seefahrt näher bringt. Erfüllten sich die Träume der Auswanderer, die sich in eine neue, bessere Welt aufmachten? Erfüllten sich die Erwartungen der alten Seefahrer, neue Kontinente, Länder, Seewege und Schätze zu entdecken? Erfüllten sich die Hoffnungen auf Fracht? Erfüllte sich der Wunsch der an Land Gebliebenen nach sicherer Rückkehr ihrer Lieben? Damals wie heute liefert das Thema „ … und fuhren übers Meer“ eine Fülle an Sujets, die vom Mystisch-Sagenumwobenen bis hin zum sachlichen Containerumschlag reicht.

 

Diese thematische Vielfalt spiegelt sich auch in den individuellen Umsetzungen wieder: Von abstrakt bis hin zum detailliert ausgearbeiteten gegenständlich Aufgefassten reicht der Bogen.

 

An die Werke des großen englischen Malers J.M.W. Turner erinnert mich Gisela Stumpenhausens „Auf Reede“, und das nicht nur, weil Seestücke auch zur Themenpalette Turners gehören. Turner stieß durch seine immer freier werdende Malweise vor allem in seinem Spätwerk auf die Kritik seiner Zeitgenossen, hingegen wurde er zum Vorbild vieler Impressionisten. Es ist gerade die etwas verschwommen wirkende Darstellung von „Auf Reede“, die diese Assoziation auslöst, was durch die Farbgebung noch unterstrichen wird. Die statische Komposition sorgt dafür, dass die Ruhe nach einer stürmischen Überfahrt ausgedrückt wird.

 

Völlig anders, fast grafisch ist die Wirkung von „VOC – Verenigde Oostindische Compagnie“ von Marijke de Boer-Boon oder „MARIE CELESTE“ und „Porte sans retour“, beide von Ingrid Struckmeyer, was an der strengen, geraden Linienführung, die diese Arbeiten auszeichnet, liegen mag.

 

Viel Spielraum für die Phantasie des Betrachters liefern die Arbeiten von Annette Jeukens („Vliegende Hollander“, mehrteilig), Gisela Stumpenhausen  („MeerStücke“) und Rita Berghuis-Ensing („Mediterraan I , II“ und „Aqua“), die ihre Wirkung vor allem dadurch erzielen, weil sie ungegenständlich in den Farben des Wassers gehalten, aber technisch sehr variationsreich gestaltet worden sind.

 

Alles in allem beinhaltet der Katalog eine sehenswerte Momentaufnahme zeitgenössischen Schaffens. Zunächst wird die Ausstellung vom 1. August bis 10. November 2010 im Deutschen Sielhafenmuseum in Carolinensiel (D) gezeigt und ist dann vom 3. April bis 3. Juli 2011 im Veenkoloniaal Museum in Veendam (NL) zu Gast. Es ist geplant, dass sie danach noch weiter wandert. Freuen wir uns darauf!

 

 

„ … und fuhren übers Meer“ - Quilts der Gruppe MeerArt, Ausstellungskatalog, Eigenverlag, 2010

 

Der Katalog kostet 9,80 EUR und ist erhältlich bei:

 

Deutsches Sielhafenmuseum Carolinensiel

Pumphusen 3

26409 Wittmund-Carolinensiel

www.dshm.de

E-Mail

 

Zur Rezension von „Mensch und Meer“

Zum Bericht im BERNINA blog

 

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