Wally Koval: Accidentally Wes Anderson - Orte wie aus „Grand Budapest Hotel“ und anderen Filmen des Regisseurs

 

Die Filme des Regisseurs Wes Anderson (*1969) – wie der preisgekrönte, in Deutschland gedrehte Streifen „ Grand Budapest Hotel“ – bestechen vor allem durch eines: ihre einzigartige, unverkennbare Bildsprache. Ungewöhnliche, überraschende, teils bizarre Szenerien – häufig symmetrisch, mit weichen Pastelltönen oder kraftvollen Mustern und immer perfekt durchkomponiert. Eine ganz besondere Ästhetik, die Millionen Fans lieben. Und zwar so sehr, dass sie sich weltweit auf die Suche begeben und Orte aufspüren, die aussehen, als seien sie einem Wes-Anderson-Film entsprungen – accidentally Wes Anderson eben.

 

Als Wally Koval, Fan des Regisseurs und Reisebegeisterter, zusammen mit seiner Frau 2017 herauszufinden versuchte, wo diese Bilder entstanden und mehr darüber erfahren wollte, formte sich bei Instagram eine Community unter @AccidentallyWesAnderson, eine rasant wachsende globale Gemeinschaft von mehr als einer Million Abenteurern, die ihre wunderschönen Fotos miteinander teilten. Fotos, für die überall auf der Welt Orte ausfindig gemacht wurden und die der Bildästhetik des legendären Filmemachers entsprechen.

 

Ergänzt um Geschichten zu den rund 200 abgebildeten Plätzen und Gebäuden sowie über die Menschen hinter den Fassaden, ist daraus nun auch ein Buch geworden: eine Huldigung an Wes Anderson und ein Reiseführer an reale Orte an vielen Stellen auf der Welt, die aussehen wie aus der Fantasie – zugleich eine poetische Einladung zum Entdecken, Anschauen und Träumen. Das Foto des Hotels Belvedere, an der Furkapassstrasse in der Schweiz gelegen, hat es auf das Cover geschafft und wirkt wie aus der Zeit gefallen. Einst blickte man aus den Gästezimmern auf den eisigen Rhonegletscher, der inzwischen – nebenbei bemerkt – immer mehr zum Opfer des Klimawandels zu werden droht.

 

Der 352 Seiten starke Band zeigt die schönsten und schrägsten Fundstücke – vom Wiener Amalienbad mit seinen bunten Art-déco-Elementen über die rosafarbene Fassade der Central Fire Station in Marfa, Texas, hin zum einsamen Cape-Bruny-Leuchtturm vor der Küste Tasmaniens. Nun müsste man in diesen Corona-Zeiten nicht nur Reiselust verspüren, sondern sie auch leben dürfen. Jedoch: Vielleicht findet man ja vor der eigenen Haustür ein Überraschungsmotiv, das ein Foto wert ist. Angeregt durch die umwerfenden Bilder im Buch, muss man nur danach suchen und es in Szene setzen!

 

 

 

 

Wally Koval: Accidentally Wes Anderson - Orte wie aus „Grand Budapest Hotel“ und anderen Filmen des Regisseurs, DuMont Buchverlag, Köln 2020, ISBN  978-3-8321-9985-2, 28 EUR

 

 

 

 

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