Kay Greenlees: Creating Sketchbooks

 

Heutige Skizzenbücher sind etwas ganz anderes als im klassischen Sinn, wo sie vornehmlich Künstlern dazu dienten, zeichnerische und malerische Aufzeichnungen zu sammeln, wobei man z.B. Eindrücke oder vorläufige Entwürfe festhielt. Zeitgenössische Textilschaffende benutzen sie nicht nur als ein Mittel zur Aufzeichnung ihrer Beobachtungen, ihrer persönlichen Gedanken und Notizen, zur Dokumentation ihrer Arbeitsfortschritte an einem laufenden Projekt, zum Aufbewahren von kostbaren Stoff- und Garnmustern. Längst wurden diese Grenzen überschritten und das Skizzenbuch selbst zu einem Kunstwerk gemacht.

 

Die Britin Kay Greenlees, eine erfahrene, renommierte Textilkünstlerin und Lehrerin, die in Großbritannien und auch international ausstellt, hat sich mit ihrem 128 Seiten starken Buch mit dem Titel „Creating Sketchbooks“ von verschiedenen Seiten dem Thema angenähert:

Sie lässt uns in die Sketchbooks führender Textilkünstler wie z.B. Julia Caprara, Audrey Walker, Sian Martin oder Ruth Issett hineinblicken und stellt deren verschiedene Ansätze in vielen Bildern, aber auch in Textform vor. Darüber hinaus bringt sie den Lesern jedoch auch näher, wie man ein solches Medium für sich selbst fruchtbar machen, welchen Nutzen man daraus ziehen, wie man es durch die Sammlung von Fotos, Zeitungsausschnitten, Stoff- und anderen Materialproben, persönlichen Notizen zu Farbe und Technik usw. zu einer selbst aufgebauten Inspirationsfundgrube werden lassen kann. Ganz praktische Tipps gibt es, wenn es um die Entscheidung Bücher kaufen oder selber machen geht und zu den grundlegenden Materialien und Techniken, wenn man beginnen will.

 

Zu den Vorteilen, die uns die Arbeit in einem ganz persönlichen Buch bringt, zählt die eigene Auseinandersetzung mit den Personen und Dingen, die man wahrnimmt, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht. Dabei kommt es überhaupt nicht auf Perfektion an, denn ein solches Buch ist ein ganz persönliches, nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes. Die intensive Beschäftigung mit einem Thema erschließt uns verschiedene Aspekte und Richtungen, in die wir weiter denken können. Durch das Festhalten im Buch geht einem dies nicht verloren und es ist interessant zu sehen, was passiert, wenn man sich nach einiger Zeit erneut damit befasst. Jedoch muss man sich auch darüber im klaren sein, dass hier nicht nur mit Textilien gearbeitet wird, sondern dass das Ganze vielschichtiger und eigentlich die Vorstufe zur Arbeit mit Textilien ist – die aber ungeheuer Spaß machen und in neue kreative Dimensionen führen kann. Beobachten, aufzeichnen, aufbewahren - ohne Zweifel ein lohnender Ansatz, den man zumindest einmal ausprobieren sollte, der dann durch weiteres Recherchieren, Sammeln usw. erweitert wird, schließlich die eigene Phantasie beflügelt und dadurch zum individuellen Ausdruck, zum eigenen Werk führt.

 

Das Buch von Kay Greenlees besticht nicht nur durch seinen Gehalt, sondern vor allem durch die hervorragend aufgenommenen zahlreichen Fotos von Michael Wicks und die bei eigentlich allen im Batsford Verlag erschienenen Büchern hervorragende Aufmachung. Allerdings setzt der volle Lektüregenuss gute Englischkenntnisse voraus.

 

Kay Greenlees: Creating Sketchbooks for Embroiderers and Textile Artists, B T Batsford, London 2005, ISBN 0 7134 8957 X,

ca. 22,- EUR

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