Barbara Blattl / Françoise Bachem: Inspirationen für individuelle Farbgestaltung

 

Als weitere Hilfestellung und Inspiration auf dem Weg zum individuellen Blockdesign beschäftigen sich Barbara Blattl und Françoise Bachem im zweiten Band der Reihe „das Blockstudio“ mit dem effektvollen Einsatz von Farben. Ausgangspunkt ist die These, dass eine gute Farbgestaltung Thema, Aussage und Stimmung eines Werkes unterstützen oder ein Patchworkmuster wirkungsvoll zur Geltung bringen sollte.

 

Bevor die Autorinnen einige Aspekte der verschiedenen Farbenlehren vorstellen, leiten sie das Thema mit den unterschiedlichen Empfindungen, die ein Mensch gegenüber verschiedenen Farben haben könnte, ein. Es ist sicherlich lohnend, sich diesen assoziativen Ansatz bewusst zu machen. Was aber, wenn es auf diese Art und Weise nicht gelingt, die Aussage einer Arbeit zu transportieren und den Betrachter entsprechend zu erreichen? Hier nun schicken die Autorinnen die Leserin auf Fotojagd nach eindrucksvollen und ausgefallenen Farbkombinationen, die es festzuhalten gilt. Mit Hilfe einer variablen Fensterschablone wird dann aus einem ausgesuchten Foto ein Ausschnitt gewählt, der die Farben beinhaltet. Um eine ähnliche Gesamtwirkung wie auf dem Foto zu erzielen, werden im nächsten Schritt Stoffe zugeordnet, die dann im ähnlichen Mengenverhältnis in der Patchworkarbeit eingesetzt werden. Wie es aber gelingen soll, einen eher biederen Entwurf durch die Farbgestaltung aufzupeppen oder ein bestimmtes Thema farblich zu betonen, wird leider durch die eher beiläufigen Ausführungen nicht wirklich klar.

 

Im Abschnitt über die „Farbenlehre“ geht es um das Mischen verschiedener Farben, um neue Farbtöne zu erhalten, um Farbeigenschaften, um Farbkontraste, um Farbharmonien und um Farbklänge. Mit diesem hochinteressanten, jedoch eigentlich sehr umfangreichen wissenschaftlichen Gebiet haben sich schon viele Autoren, wie z.B. Goethe oder Itten theoretisch und praktisch auseinandergesetzt. Es liegt daher auf der Hand, dass die Autorinnen dies hier nur verkürzt – auf die wichtigsten Punkte beschränkt – vorstellen können. Trotz der zahlreichen illustrierenden kleinformatigen Fotos und Abbildungen, aber vor allem ohne praktische Anleitung und Übung bleibt das Ganze jedoch theoretisch und ist nicht einfach darstellbar und zu vermitteln. Entweder man hat sich damit schon beschäftigt und es z.B. mit Wasserfarben oder beim Stoffe Färben erprobt – dann bringen diese Ausführungen nichts mehr entscheidend Neues – oder die Leserin macht sich die Lektüre begleitend die Mühe, um in den Genuss der Aha-Erlebnisse zu kommen.

 

Die letzten 15 des insgesamt 42 Seiten umfassenden Heftes stellen zwei Nähtechniken vor,  die sog. „Englische Papiermethode“, bei der ausschließlich mit der Hand über vorher hergestellte Papierschablonen  genäht wird, und die hier sog. „Klebetechnik“, bei der das Klebevlies „Vliesofix“ zum Einsatz kommt. Abgerundet wird das Ganze durch drei Quiltentwürfe, die auf zwei verschiedenen Blöcken basieren.

 

Die Autorinnen verzichten auf Abbildungen fertig genähter Quilts, um die Kreativität ihrer Leserinnen heraus zu fordern. Dies ist sicher eine gut vertretbare Ansicht. Ob die Ausführungen – speziell zur Farbenlehre – aber dieses Ziel erreichbar werden lassen? Es ist, wie bereits gesagt, ein gut Teil Eigeninitiative der Leserin dazu nötig. Viel Spaß beim Ausprobieren! Dies ist durchaus nicht ironisch gemeint, denn nur durch eigene Erfahrungen (je mehr- je besser!) kann man sich weiter entwickeln. Die Idee hingegen, mit Hilfe von Fotos aufregende Farbkombinationen zu entdecken, halte ich für einen hervorragend geeigneten Ansatz, sich selbst zu schulen, den man ohne größeren Aufwand an Zeit, Material und Technik immer wieder aufs Neue verfolgen kann. Es gilt, sich also selbst zu fragen, welches Ziel man mit welchem Aufwand erreichen möchte.

Ich bin mir daher nicht sicher, wem ich die Anschaffung dieses Heftes empfehlen möchte. Die unerfahrene Anfängerin wird sich in Eigenregie als erstes bestimmt nicht mit dezidierten Problemen der Farbgestaltung befassen und wahrscheinlich auch nicht Blöcke mit Hilfe von Schablonen konstruieren, die dann mit der Hand genäht oder mit Hilfe von auf Vliesofix aufgebügelten Stoffen verwirklicht werden. Also doch eher etwas für am Thema interessierte Fortgeschrittene mit Eigeninitiative, die ihren Blick für Farben schärfen und differenzieren  und sich idealerweise mit den beiden vorgestellten speziellen Nähtechniken vertraut machen möchten. Sie dürfen sich herausgefordert fühlen.

 

Barbara Blattl / Françoise Bachem: Inspirationen für individuelle Farbgestaltung, QUILTartig Christine Lindner, Erlau 2008, ISBN 978-3-00-024269-4, 18,80 EUR (zzgl. Versandkosten)

 

 

Zur Rezension von Band 1, Kreative Methoden für individuelles Blockdesign

 

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